Nominiert für den Deutschen Fotobuchpreis 2012
Eine außergewöhnliche Idee: ein Fotograf entschließt sich alle deutschen Inseln zu bereisen. Wie ist diese entstanden?
Eine Woche Inselurlaub auf der Insel Hiddensee und ich war vom Inselfieber infiziert. Sofort hat mich "dat söte Länneken" mit seinem Charme in den Bann gezogen. Da wurde ich neugierig auf die anderen Inseln - die Idee war geboren.
Die DEUTSCHEN INSELN in der Nord- und Ostsee lassen sich nicht an einer Hand abzäh-
len. Wie viele Inseln hast du für das Buch besucht? Und wie lange dauerte die Arbeit an dem Projekt?
In den 5 Jahren, die ich am Buch gearbeitete habe, besuchte ich auf 40 Inselaufenthalten insgesamt 21 Inseln. Etliche davon sogar mehrmals, entweder hat das Wetter nicht mitgespielt oder die Zeit war zu knapp. Ich musste mich erst an die Langsamkeit auf den Inseln gewöhnen: mit Fahrrad oder zu Fuß und meinem Fotorucksack auf dem Rücken, der satte 20 kg wiegt, bin ich doch nicht so schnell, wie gewohnt.
Eine Frage, die sicherlich schon oft gestellt wurde: Welche ist die schönste Insel?
Eine "schönste Insel" gibt es eigentlich nicht, denn es hängt immer davon ab, was man gerade sucht. Will ich neben dem Inselleben zwischen Meer, Dünen und Strand auch noch Party und Shoppen, dann ist Sylt sicherlich erste Wahl. Spiekeroog hingegen habe ich als sehr idyllisch, geradezu verträumt empfunden. Eine Insel wie aus dem Bilderbuch und autofrei dazu. Hiddensee in der Ostsee ist sehr ähnlich. Rügen hingegen ist abwechslungsreich: die Kreideküste, die Heidelandschaft auf Mönchgut, einsame Boddenküsten und pulsierendes Strandleben in den Ostseebädern.
Mit welcher Insel hat das Projekt begonnen und welche hast du zuletzt bereist?
Die erste Insel war Rügen. Abschließend war ich auf Borkum, da mein erster Inselaufenthalt durch ein hartnäckiges Tiefdruckgebiet förmlich ins Wasser fiel.
Eine praktische Frage: Du wohnst in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen. Da sind die Inseln nicht gerade das nächste Reiseziel: Rügen ist knapp 950 und Sylt sogar 1100 Kilometer entfernt. Wie gelangt man aus dem Süden Deutschlands in den Hohen Norden?
Wenn ich in den Norden wollte, habe ich den Autozug nach Hamburg oder Berlin genommen. Der fuhr damals noch regelmäßig. Es war zum einen umweltfreundlicher und ich war am nächsten Morgen fit und konnte gleich mit der Arbeit loslegen.
Ein persönliches Lieblingsbild im Buch?
Die Victoriasicht an der Kreideküste von Rügen auf Seite 141 (siehe Bild).
Das schwierigste Bild?
Das schwierigste Bild war sogar unmöglich: Ich war mit einem Fischer zu einer Kutterfahrt verabredet. Der Wetterbericht sagte 2 Windstärken voraus und im Hafen war es relativ ruhig. Wir entschlossen uns auszulaufen. Sobald wir aber aufs offene Meer kamen, erwischten uns Wellen und Wind der Stärke 6 bis 7 mit voller Wucht. Die Fischer machten Ihre Arbeit und ich vergnügte mich mit meiner Seekrankheit an der Reeling. Fotografieren konnte ich nur zwischen den Anfällen.
Gab es noch andere Schwierigkeiten beim Fotografieren auf den Inseln?
Ja, zum einen der Wind, der trotz Stativ, nicht nur ein Bild verwackelt hat. Zum anderen eisige Temperaturen, Schneestürme bei den Winteraufnahmen und der Flugsand am Strand, der einfach überall ist - auch in der Kamera, Objektiv und Augen. Außerdem bedurfte es beim Inselhopping an der Nordsee einer sehr guten Planung, da etliche Häfen gezeitenabhängig sind. So kann es vorkommen, dass man an einem Tag von Juist ans Festland kommt, aber nicht mehr am selben Tag vom Festland wieder auf die Nachbarinsel Norderney.
Ein besondere Begebenheit unterwegs?
Ich war im Winter auf Usedom unterwegs. Dort fotografierte ich gerade am Strand in Ahlbeck als bei eisigen Temperaturen ein Schneesturm losbrach. Dann für einen Moment hielt der Sturm inne und die Sonne brach durch die dunklen Wolken. Ich blickte durch den Sucher, als mir plötzlich ein Mann in Badehose ins Bild lief. Ohne zu zögern sprang er in die aufgewühlte Ostsee und schwamm (!) seine Runde. In 3 Jacken gehüllt beobachtete ich ihn ungläubig.
Und auf Juist hat mir eine Möwe meine Brotzeit gestohlen. Nur 2 Minuten hatte ich am Strand die Augen geschlossen und schon war sie fort. Ich sah gerade noch die Möwe mit meiner Brotzeit entwischen. Diese lag zuvor nur wenige Zentimeter neben mir!
Schon mal einen Inselkoller gehabt?
Nein. Das Meer hat eine sehr beruhigende Wirkung und ich hatte immer viel zu tun, so dass mir nie langweilig wurde. Nur in einem Winter auf Sylt war ich nahe dran am Inselkoller: Eine ganze Woche musste ich auf Licht warten. Der Himmel war grau und trüb, Nebel wabberte durch die frostige Seeluft. Es wollte sich einfach nicht bessern. Nach 7 Tagen warten wurde ich endlich erlöst.
Warum die Inseln im Panorama?
Es ist die Weite, die Weite der Landschaft - Meer, Strand, Dünen bis zum Horizont. Sie brauchen Platz zum Wirken. Was bietet sich da besser an als das Panorama?
Menschen sind selten auf den Bildern oder nur winzige Punkte. Warum?
Ich möchte die Ruhe, die ich in mir auf den Inseln spüre, in meinen Bildern wiedergeben. Bewusst reduziere ich die Inseln auf die zeitlose Schönheit ihrer Landschaft und Architektur.
Am Ende des Buchprojekts, welche Gefühle kommen da auf?
Ich empfinde Zufriedenheit, Erleichterung und ein wenig Wehmut. Aber es werden nicht die letzten Inselreisen gewesen sein.